Plattentipps
Jeden Monat neu – die persönlichen Highlights von Markus, Tom und Holger. Holger empfiehlt
daoud - ok
Das Album „ok“ ist ein Album der Gegensätze und der Unterschiede und es spiegelt das Leben des französischen Trompeters daoud wieder. Die Musik von daoud ist facettenreich, abwechslungsreich, nachdenklich aber auf jeden Fall auch positiv und voller Lebensfreude. Auf dem Album werden von ihm Einflüsse von Jazz, Hip-Hop, Rock, Disco, Afrobeat und Drum‘n‘Bass verarbeitet und zu einem heterogenen Gefüge musikalischer Sterne zusammengesetzt, die auf diesem Album leuchten. „ok“ ist ein außergewöhnliches Album, das in der Form wohl noch nie auf dem Label ACT veröffentlicht wurde - toll, das es diesen Mut etwas anderes zu probieren bei dem Label gibt. Hört Euch dieses außergewöhnliche Album an, es wird bestimmt Freude bereiten.
Markus empfiehlt
JON BATISTE - Big Money
Zählt man Soundtracks, EPs und Kollaborationen mit, so hat der siebenmalige Grammy-Gewinner und Multiinstrumentalist Jon Batiste unlängst mit „Big Money“ sein inzwischen 18. Album abgeliefert. Und wieder ist es ihm gelungen alle zu überraschen. Bei dem Album geht es nur indirekt ums Geld, sondern vielmehr um die Wurzeln schwarzer Musik in den USA. Jon Batiste sagt, dass es ihm um eine „Cultural Repatriation“, also eine Rückholung der schwarzen Musik in den USA geht, ohne die es, und das ist unbestritten, weder den Rock’n’Roll, noch Country oder die Beatles gegeben hätte. Ähnlich wie dies übrigens Beyoncé unlängst mit ihrem Album „Cowboy Carter“ präsentiert hat. Jon Batiste hält in diesem Album mit seiner Kritik an der zunehmend verrotteten Gesellschaft der USA nicht hinter dem Berg. Ist ja auch verständlich – immerhin war er lange Jahre Bandleader bei der Late Night Show von Stephen Colbert, der unlängst von CBS, auf Druck der Regierung, gecancelt wurde. Das Album ist wirklich ein sehr schöner Querschnitt amerikanischer Roots-Musik, vom klassischen Blues in „Lonely Avenue“ (im Duett mit Randy Newman), über zeitgenössischen R’n’B in „At All“ bis hin zum Reggae-angehauchten „Angels“ (zusammen mit No ID).
Tom empfiehlt
ROYEL OTIS - Hickey
Vor zwei Jahren hat das australische Duo Royel Otis ihr Debutalbum „Pratts and Payne“ veröffentlicht, mit dem sie international bekannt wurden. Auch im Plattenladen erfreute sich das Album sowohl bei uns drei Fachhändlern als auch bei den Musikfans, die sich bei uns mit Musik eindecken, sehr großer Beliebtheit. Jetzt legen die beiden Jungs aus Sydney mit ihrem zweiten Album „hickey“ nach. Hickey setzt nicht nur da an, wo der Vorgänger aufgehört hat, sondern erweitert den Klangkosmos des Duos an einigen Ecken. Neben den erwarteten herrlich schluffigen Indie-Rock-Pop Perlen, die klingen, als hätte die Band sich das alles mal eben nonchalante aus dem Ärmel geschüttelt (wie „Car“ oder dem Opener „I hate thos song“), tauchen entspannt tanzbare Glanzstücke auf, die in ihrer verträumten bittersüße an Roosevelt („Good Times“) oder manchmal auch ein bisschen an Balthazar („Come on Home“) erinnern. Was dieses Album allerdings besonders empfehlenswert macht, ist diese unglaubliche Dichte an absoluten Bangern. Neben den oben bereits genannten Knallern, sollte hier unbedingt „Say Something“, „Who's your boyfriend“ und meine derzeitige absolute Lieblingsnummer „Moody“ erwähnt werden. „Hickey“ heisst übersetzt übrigens „Knutschfleck“ aber ich habe die Vermutung, dass dieses Album um einiges länger haften bleibt als ein Unterdruck-Hämatom am Hals. Die Tatsache, dass ich „Hickey“ seit Release mehrfach täglich gehört habe und mir momentan nicht vorstellen kann, dass ich mich an diesen Songs jemals überhöre, lässt vermuten, dass auch die neue Royel Otis Platte in meinen Lieblingsplatten des Jahres landen wird.