Plattentipps

Jeden Monat neu – die persönlichen Highlights von Markus, Tom und Holger.

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Holger empfiehlt

DONNIE McCASLIN - Lullaby for the Lost

Vor zehn Jahren hat Donny McCaslin mit seiner Band das David Bowie Album „Blackstar“ eingespielt. Über Nacht wurde McCaslin nun auch außerhalb der New Yorker Jazz-Szene wahrgenommen. In der Folge veröffentlichte er mehrere Alben, die nicht wirklich nur in einem Jazzkontext zu sehen waren, was auch eine Folge der Zusammenarbeit mit David Bowie war. So verhält es sich auch mit dem aktuellen Album von Donny McCaslin und seiner Band. „Lullaby for the Lost“ ist ein hybrides Album, das Facetten des Rock, des Jazz und der elektronischen Musik vereint. Die variable Spielweise McCaslins gibt den Stücken immer einen anderen Charakter, mal sind es lyrische Melodielinien ein anderes Mal wilde Tenorsaxofon-Orgien und dann wieder warme, fast gesangliche Melodien.

Dieses Album ist ein Rausch- lasst Euch berauschen!

Cover von DONNIE McCASLIN - Lullaby for the Lost
Markus empfiehlt

GOLDEN RULES - The Originals 5

Und wieder schreibe ich, was ich zu Beginn einer neu erschienenen Originals Platte aus dem Hause Golden Rules immer schreibe – wieder einmal haben die Spezialisten aus Leipzig ein liebevoll kuratiertes Album herausgebracht. The Originals 5 folgt der schon seit Beginn der Reihe eingeschlagenen Linie, nämlich der Präsentation von Soul/Funk-Music aus aller Welt, alles im Geiste der großen Tradition von STAX, Motown oder Daptone. Und doch ist dieses Mal erneut ein wunderbarer neuer Twist dabei. Auf der Platte befinden sich tolle Aufnahmen von Künstlern aus Leipzig. Die Tracks wurden alle in Deutschland von Golden Rules produziert und aufgenommen.

Da ist beispielsweise das wunderbare „Jello“ von Oluma, eine Nummer, die an Return to Forever erinnert oder Ain’t No Perfection des Thierry Lemaitre Quartets, eine feine Jazznummer, mit lässigem Saxophon-Thema. Aber natürlich ist das Internationale weiterhin stark vertreten, ganz besonders der Opener „The Golden Dagger“ von Los Santos Caballeros, eine Boogaloo-angehauchter Nummer, die auch wunderbar zum Soundtrack eines Belmondo-Films der 70er passen würde. Wer die Originals 1-4 schon hat, braucht die 5 natürlich für die Kontinuität. Wer noch gar nichts aus dieser Reihe besitzt, kann hier gut einsteigen.

Cover von GOLDEN RULES - The Originals 5
Tom empfiehlt

SOULWAX - All Systems Are Lying

Soulwax ist die Lieblingsband deiner Lieblingsband. Ob Gorillaz, LCD Soundsystem, Fontaines DC, MGMT oder Daft Punk. Alle haben sich Remixe von Soulwax anfertigen lassen. David Bowie war sogar ein aktives Mitglied eines Soulwax Online Forums. Das verwundert nicht. Die Brüder David und Stephen Dewaele sind sich in ihrer über 30 jährigen Bandkarriere unter dem Bandnamen Soulwax treu geblieben, indem sie sich permanent verändert haben. In dieser Zeit haben sie - je nach dem wie man zählt - zwischen 6 und 11 Studioalben, Soundtracks und Compilations veröffentlicht, die einen einzigen roten Faden haben: eine Vorliebe für altes, analoges Equipment, ihre Liebe zur Nacht-, Pop- und Sub-KULTUR und eine sehr offene Idee davon, worauf man tanzen kann.

Das neue Werk der beiden Dewaele Brüder reiht sich da nahtlos ein. „All Systems Are Lying“ ist laut Aussage der Band ein „Rockalbum ohne Gitarren“. Und wenn man sich Songs wie „Run free“ oder „Idiots in Love“ anhört, klingen ihre Gitarren-lastigeren Frühwerke absolut durch – diesmal nur eben ohne Gitarren. Dafür aber immer wieder mit „echten“ Drums. Und davon nicht zu wenig. Live Aufführungen des Albums vor Veröffentlichung wurden mit drei Drummern auf der Bühne umgesetzt.

Aber auch sonst feuern Soulwax aus vollen Rohren. Opener „Pills and People Gone“ klingt als träfen die Sparks auf Steve Reich und Qualuden. Der Titel-Song klingt wie ein außer Kontrolle geglitchter Kraftwerk Track der eine Nacht im Berghain durchzecht. „Gimme A Reason“ ist wie ein unvollendeter Giorgio Morroder Song, den Daft Punk fertig gestellt haben. Die Referenzpunkte sind so unzählig wie unterschiedlich und scheinbar widersprüchlich. Denn das kann Soulwax am besten: all diese Widersprüche zu kombinieren und dabei immer unverkennbar nach Soulwax zu klingen.

Cover von SOULWAX - All Systems Are Lying

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